Berichte Weg zum Pokalfinale

Braunschweiger Zeitung

Freitag, 10. September 1999

FUSSBALL - KREISPOKAL

Für die größte Überraschung im Achtelfinale des Fußball-Kreispokals sorgte Freie Turner III gegen Schapen. Nachdem nach 90 Minuten (3:3) kein Sieger festgestanden hatte, verwandelte Björn Strasdat den entscheidenden Elfer zum 7:6. Mit dem gleichen Ergebnis trennten sich der TSV Rüningen und Acosta. In der regulären Spielzeit war kein Treffer gefallen. Das entscheidende Tor markierte Jens Krause. Auch der TSV Geiteide mußte in Lamme nachsitzen. Mit 3:4 nach Elferschießen kam der TSV in die Runde der letzten acht. Dennis Waszkiewicz Sven Köster, Richard Landsberg und Oliver Strüh trafen. Olympia gewann in Dibbesdorf. Je zweimal erfolgreich waren Safouen Abdoui und Ben-Ayed Khalifa sowie Christian Kindler. rk

10.09.1999 

Freie Turner III  -  Schapen I  =  10 : 9 nE. (3 : 3, 1 : 1)  am 07. 09. 1999

Dieser September-Fußballabend im Freie Turner-Stadion wird noch lange in der Erinnerung der Turneraner bleiben: Mit einem kämpferischen Feuerwerk hat die III. Mannschaft durch Entscheidung im Elfmeterschießen den Kreisligisten Schapen I, der nach dem 11 : 2 gegen Polizei I und einem Freilos in die 3. Runde gelangte, im Kreispokal ausgebootet. Mit dem 10 : 9 nE.-Erfolg haben die Braun-Weißen erstmals den Einzug ins Viertelfinale erreicht und befinden sich unter den letzten 8, die bereits in zwei Wochen die Halbfinal-Teilnehmer ermitteln.

Keine Frage, die III. Mannschaft ist der verdiente Sieger dieses spannenden Pokal-Fights, weil sie gegen diesen renommierten Gegner spielerisch nahezu mithalten konnte und den aufopferungsvollen Einsatzwillen nie zurückschraubte. An Dramatik, Klasse blieb die Partie den Zuschauern nichts schuldig. Mit prächtigen Offensivaktionen, viel Beweglichkeit versuchten die Fußballkönige aus dem östlichen Stadtrand, die in der 13. Minute in Führung gegangen waren, den Klassentieferen den Schneid zu rauben. Mit Aggressivität und einer verblüffenden Kampfmoral begegnete der 1. Kreisklassist den TSV-Manövern und kam kurz vor der Pause durch Marco Sievekes Kopfballtreffer (42.) zum Ausgleich und in der 49. Minute durch Gerit Wöhl per Kopfball sogar zum 2 : 1-Vorsprung, dem 9 Minuten später allerdings Schapens 2 : 2 folgte.

Für die Moral des Gastgebers sprach sein Aufbäumen nach dem 2 : 3-Rückstand in der 70. Minute. Als aus TSV-Sicht alles schon auf einen blau-schwarzen Sieg hindeutete, da erzielte Hajo van Dieken in der 90. Minute eiskalt das 3 : 3 und führte damit sein Team in das anschließende Strafstoßschießen: Nachdem Thomas Zurawski gleich den ersten Schapener Elfer gehalten hatte, traf Gerit Wöhl nur die Latte. Die folgenden von 6 TSVSpielern und von Peter Walz, Stefan Niehe, Michael Frambourg, Andreas Lasseur, Hajo van Dieken und Waldemar Kolodziej verwandelten Strafstöße brachten zwischenzeitlich einen 9 : 9 Gesamtstand. Danach trat der letzte Schapener an, dessen Schuß von Thomas Zurawski pariert wurde. So blieb Björn Strasdat die Aufgabe vorbehalten, alles klar zu machen.

Um 20.57 Uhr versank der B-Platz im FT-Jubel, als Björn Strasdat Nervenstärke bewies und zum 7 : 6 in der Elfmeterentscheidung getroffen hatte. Danach fielen sich die braun weißen Spieler freudetaumelnd in die Arme. Sie hatten gerade bewiesen, dass Mannschaftsgeist und uneingeschränkter Einsatzwille Berge versetzen können.

Die Euphorie kannte keine Grenzen. „Sie haben gekämpft bis zum Umfallen. Die Mannschaft hat deutlich gemacht, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. So macht Fußball Spaß“, gab ein glücklicher FT-Betreuer von sich, der freilich mit einem solchen Spielausgang nicht im Geringsten gerechnet hatte. Dagegen vermittelte Platzwart Jörg Voßhage bereits vor dem Pokaltreffen die Zuversicht, die III. werde heute im Kreispokal weiterkommen und in der nächsten Runde auf Kralenriede I treffen. Wie recht er damit hatte!

Absolut happy war natürlich auch Trainer Thomas Boseck, dem viele Ovationen überbracht wurden und der noch in der Kabine Hymnen über sich ergehen lassen musste.

„Der Turner-Sieg geht schon in Ordnung“, anerkannte Worm-Vorgänger Wilfried Puls und begründete dies mit der größeren Anzahl der Torchancen des Gewinners. Pech, mitunter überhastetes Handeln beim Abschluß oder aber auch die Fangkünste des Schapener Torwarts waren es, die die Möglichkeiten von Jörg Elmenthaler (6., 40., 63.), Hajo van Dieken (25.), Peter Walz (35., 89.), Michael Frambourg (36.), Marco Sieveke (66., 85.) und Gerit Wöhl (77., 82.) verhinderten.

Die Helden des Abends: Hajo van Dieken, der mit seinem Ausgleichstreffer zum 3 : 3 das Strafstoßschießen möglich machte.

Thomas Zurawski, der 2 Elfmeter parieren konnte, während sein Kollege nicht einen einzigen zu halten vermochte.

Die temporeichen Spielzüge, die Lauf- und Kraftarbeit, die schon in der ersten Halbzeit von den Turnern investiert worden sind, liessen sich bis zum Schlusspfiff des Schiedsrichters Jürgen FaIk (Mascherode) durchhalten. Dabei imponierend die Güte der Deckung, die ihren Bereich mit Konsequenz abdichtete.

Beeindruckend war hier die Art und Weise, wie Björn Strasdat seine Libero-Aufgaben bewältigte. Bei ihm hatte alles seine Ordnung, nichts wurde überhastet.

Um ihn gruppierte sich ein Team, in dem jeder bereit war, entschlossen zu handeln. Hier zählten die Duelle, die sich Andreas Lasseur und Stefan Niehe mit den beiden glänzend disponierten TSV-Stürmern lieferten, zu den spielerischen Höhepunkten der 90 Minuten. Mit gebauter Energie und Konzentration begegnete Andreas Lasseur den meisten Absichten seines Kontrahenten. Je mehr dieser von ihm forderte, je mehr leistete Andreas Lasseur.

Auch Stefan Niehe hatte mit einer Glanzleistung seinen Gegner das Konzept derart verhagelt, dass dieser zur Ausflucht auf die Beschaffenheit des B-Platzes griff.

Schließlich sorgte noch Thomas Zurawski mit guten Reaktionen in der 10. u. 52. Minute dafür, dass kein weiterer Flurschaden entstand.

Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ Gerit Wöhl beim TSV Ex-Coach Puls. Gerit Wöhl trug ständig Unruhe in des Gegners Abwehrraum, kämpfte unverdrossen, scheute auch nicht, weit in die eigene Hälfte zurückzueilen, um mit abzuwehren, dann mit Geschick die Konterstöße aufbauen zu helfen.

Auch Jörg Elmenthaler befand sich in prächtiger Spiellaune. Beherzt stürmte er an der Außenlinie entlang, schüttelte dabei seinen Schatten ab und wirbelte die TSV-Abwehr gehörig durcheinander.

Mitte der zweiten Halbzeit beim Stande von 2 : 2 warf Thomas Boseck noch Martin Schrammek in die Schlacht, dessen Antrittsschnelligkeit sich auszahlte.

Einer in einzelnen Phasen spielerisch überlegenen Schapener Mitteifeldreihe stand eine breitgefächerte, mehr defensiv orientierte Viererkette auf FT-Seite gegenüber, in der zunächst Hanno Heuermann, später Waldemar Kolodziej, Michael Frambourg, Peter Walz und Marco Sieveke mit brillanten Leistungen auffielen. Sie vereinten alles in ihren Handlungen: Harmonie, Dynamik, Ideen und vortreffliche Abwehrkraft. Nie gab es einen Stillstand in ihren Aktionen. Besonnenheit und explosives Wirken lösten einander ab.

Das Lob für die Spieler mit der Nr. 4,12, 6, 8 und 10 schließt auch Hajo van Dieken ein, der vor dieser Gruppe sich um die Planung und Realisierung der Offensivattacken mit technischem Verstand und hoher Einsatzbereitschaft bemühte.

Mit diesem abendlichen Auftritt hat die III. Mannschaft eine großartige Eigenwerbung betrieben und die Turner-Fans wie ein Mann hinter sich versammelt.

Aufstellung

Zurawski - Strasdat - Lasseur, Niehe - Walz, Heuermann (46. Koiodziej), Frambourg, Sieveke - van Dieken - Wöhl, Elmenthaier (63. Schrammek).

Gerd Kuntze