Berichte Weg zur Meisterschaft 99/00

MTV I  -  Freie Turner III  =  3 : 4 (1 : 0)  am 30. April 2000

Mit einem sensationellen 4 : 3 - Sieg nach 1 : 3 - Rückstand bis zur 85. Minute - gegen MTV I und einem der größten Auswärtserfolge im Kennel seit 1991/92 kehrte die III. Mannschaft am Sonntag Mittag vom Sportpark zurück.

Dort konnte sie mit günstigeren Voraussetzungen in die Partie gehen. Auf dem Gastgeber lastete das Diktat des Siegenmüssens, um gegenüber den Turnern nicht noch weiter zurückzufallen. Nach dem 3 : 4 beträgt der Rückstand inzwischen 9 Punkte. Damit sind MTV‘ Meisterschaftschancen dem Nullpunkt entgegengeschrumpft. So gilt nur noch Lamme I mit 53 Zählern als einzig verbliebener Konkurrent für die Weiß-Braunen, die die Experten bei den Saison-Prognosen als Aufstiegskandidat nicht auf ihren Rechnungen hatten.

Duelle der beiden alten Rivalen hatten es immer in sich, und das blieb auch im 14. Aufeinandertreffen so. Von der ersten bis zur letzten Minute lieferten sich der Tabellendritte und der Spitzenreiter den erwarteten gnadenlosen Fight. “Das war Fußball in toller Atmosphäre und ungezählten Spannungsmomenten, im Niveau sogar Spitzenformat“, waren sich die Verantwortlichen beider Lager einig. 90 Minuten lösten sich die Turbulenzen ab, ließen beide Teams nicht locker im Tempo und in der Verbissenheit, mit der die Zweikämpfe geführt wurden.

Die erste halbe Stunde stand überwiegend im Zeichen der Turner, die nur kurze Zeit brauchten, um den Gegner zu studieren. Da hätte der Gast durchaus in Führung gehen können, doch konnte Gerit Wöhl (1.) vom einzigen MTV-Torwartfehler nicht profitieren, da verpassten Hajo van Dieken und Jörg Elmenthaler (20.) sowie Hajo van Dieken (28.)Vorlagen von Gerit Wöhl und Peter Walz knapp und da meisterte schließlich Marc Helms bravourös Torsten Biermanns Freistoss (35.).

Das Bild änderte sich noch vor der Pause, als die in Blau-Schwarz aufgelaufene Heimelf dominierte, optisch überlegen spielte und nach einer Kopfball-Chance von Erik Roering auch noch Thomas Schalich vor dem FT-Tor scheiterte.

Allerdings wurde das Spielkonzept des Tabellenersten durch die frühe Verletzung von Gerald Männer, der die Kommando-Zentrale zwischen Abwehr und Mittelfeld wirkungsvoll steuerte, schwer getroffen. Als er in der 38. Minute das Feld verlassen musste, wurde gleichzeitig die Fußverletzung von Marc Helms nach Foulspiel des ebenfalls verletzten Michael Jähnert während einer längeren Spielunterbrechung behandelt. In der dadurch bedingten Nachspielzeit der ersten Hälfte fiel das 1 : 0 durch Torsten Biermann.

Nach ihrem Pausenrückstand präsentierten sich die Gäste keineswegs als verunsichertes Ensembles. Couragiert und engagiert suchte es nach geänderter Taktik vermehrt die Offensive und kam durch Gerit Wöhls verwandelten Handelfmeter in der 53. Minute zum 1 : 1. Doch im gleichen Zuge bewirkten Umstellungen bei den Platzherren gefahrbringende Spielzüge in den FT-Strafraum. Noch vor Gerit Wöhls 17. Saisontreffer musste Marc Helms eine Glanztat (47.) vollbringen, klärte er wenig später mit toller Tauchparade und wehrte in der 55. Minute den Freistoss von Torsten Biermann spektakulär ab. Marc Helms, in allen vorangegangenen Treffen kaum ernsthaft geprüft, konnte diesmal nachhaltig beweisen, dass er in kritischen Situationen ein Rückhalt der Mannschaft ist.

Mit einer bemerkenswerten Kampfmoral verkraftete die III. Mannschaft die beiden bitteren Rückschläge, die durch Treffer von Marco Grimm (59.) und Udo Bormann (81.) zum 3 : 1 entstanden waren. Zu diesem Zeitpunkt verließ die spionierende Lammer Fußballgemeinde bereits die Sportanlage, weil für sie bei dem Ergebnisstand von 3 : 1 neun Minuten vor Schluss alles gelaufen schien. So bekamen die zunächst zufriedenen Lammer nicht mehr mit, wie Waldemar Kolodziejs Flachschuss aus 20 Meter Entfernung in der 85. Minute im Tor von Nedim Sakarya zappelte, wie Hajo van Dieken drei Minuten später ausglich und in der 90. Minute per Kopfball zum 3 : 4 traf.

Während beim Schlusspfiff des Schiedsrichters Jürgen Falk (Mascherode) in der 94. Minute die Spieler des Siegers jubelnd die Arme hochrissen und mit Ovationen überschüttet wurden, warfen sich beim Gastgeber einige Akteure frustriert zu Boden, konnten es einfach nicht begreifen, was mit ihnen zwischen der 85. und 90. Minute noch geschehen war.

FT-Trainer Thomas Boseck operierte bei seiner Aufstellungsvariante mit einer Viererkette im defensiven Mittelfeld. Da hatten zuerst die direkten Duelle zu triumphieren, auch wenn die flüssigen Kombinationen zunächst noch Mangelware blieben. Beherzt kümmerten sich Peter Walz und Thomas Sültzemeyer um Udo Bormann und Erik Roering, während auf der linken Seite Gerald Männer bis zu seinem Ausscheiden und Tim Dickner ihre Kontrahenten Marco Grimm und Olaf Jürgensen beharkten.

Der Erfolg basierte vor allem auf Kampfkraft und Willensstärke, jene Tugenden, die Thomas Sültzemeyer mit technisch virtuosem Spielaufbau, der emsige Antreiber Peter Walz, der Gerald Männer-Nachfolger Michael Frambourg und die Tim Dickner mit schwungvollem Flügelspiel verkörperten.

Nicht nur wegen seiner spielentscheidenden Treffer, die Thomas Schalich als eigentlicher Bewacher des zweifachen Torschützen nicht zu verhindern verstand, auch mit seiner intelligenten Spielweise hatte Hajo van Dieken wesentlichen Anteil an gut funktionierenden FTOffensivaktionen. Völlig erschöpft kommentierte der Mannschaftskapitän diesen großartigen Umschwung seiner Elf: “Ich fühlte mich total platt“.

Dass fünf von insgesamt sieben Toren von Mittelfeld- bzw. Deckungskräften - und nicht von Stürmern - erzielt worden sind, spricht durchaus für solide Tätigkeiten beider Abwehrformationen.

Bei den Weiß-Braunen überzeugte in der Defensivabteilung das entschlossene Handeln von Martin Kruse, der keinen Meter vom erfahrenen MTV-Spielertrainer wich. So wußte Torsten Biermann, sich nur in Standardsituationen effektvoll in Szene zu setzen.

Auf der anderen Deckungsseite ging Waldemar Kolodziej auf ungewohntem Mannschaftsposten MIV‘ zweiten Stürmer Michael Jähnert, später Rene Karlovits nicht von den Fersen.

Der nie hektisch arbeitende Björn Strasdat gab einen schnörkellosen Libero, der ohne langes Fackeln Gefahren bereinigte.

Stets vergeblich versuchten die Gäste, den glänzend disponierten MTV-Libero Sven Hube zu überlisten. Überhaupt zählte das Abwehr-Dreigestirn Sven Hube / Martin Kamitz / Nedim Sakarya zu den besten Kräften des Tabellendritten.

Dort sorgte Gerit Wöhl zwar für manchen Wirbel, doch größere Togefahr vermochte er nicht immer zu erzeugen, da ihm sein Bewacher Martin Kamitz mit beispielhaftem Einsatz Paroli bot.

Mehr Freiheiten dagegen gestattete Jens Mühlen dem diesmal im Angriff tätigen Jörg Elmenthaler, der permanent Oberwasser behielt, ohne jedoch daraus Torkapital schlagen zu können.

Schließlich gilt noch festzustellen, dass die in der 60. bzw. 79. Minute eingewechselten Martin Schrammek und Jörg Greiner das Turner-Spiel erfrischend belebten und den Offensivdruck verstärkten.

Die Zuschauer sahen eine Begegnung, die gehobenes 1. Kreisklasse-Format hatte und die der FT-Betreuer so bewertete: “Wir mussten gegen einen starken Gegner bis an unsere Grenzen und sogar darüber hinaus gehen“.

Die bisher schmerzlichste Erinnerung in diesem Spieljahr knüpft die III. Mannschaft immer noch an die Rasensportler. Die hatten in der Hinrunde auf eigenem Gelände am Werkstättenwerg die favorisierten Turner mit 1 : 3 gedemütigt. Am nächsten Sonntag im letzten Heimspeil 1999/2000 (10.30 Uhr) bietet sich Thomas Bosecks Schützlingen die Chance zur Wiedergutmachung.

Aufstellung:

Helms - Strasdat - Kruse, Kolodziej - Walz, Sültzemeyer, Männer (38. Frambourg), Dickner (79. Greiner) - van Dieken - Wöhl, Elmenthaler (60. Schrammek).

Gerd Kuntze

 

Olympia II  -  Freie Turner III  =  1 : 3 (0 : 3) am 14. Mai 2000

Als am Sonntag um 12.34 Uhr Schiedsrichter Uwe Lohmann (Schwarzer Berg) mit dem Schlusspfiff auf dem Bockbartsfeld der Gewissheit Endgültigkeit verschaffte, dass Freie Turner III nach dem 3 : 1 - Sieg gegen Olympia II Staffelmeister der 1. Kreisklasse geworden ist, da lagen sich die sichtlich erschöpften FT-Spieler freudetrunken in den Armen. 15 Jahre nach dem letzten Titelgewinn feiert die III. Mannschaft zwei Runden vor dem Saison-Finale nicht nur wieder eine Staffelmeisterschaft, sondern auch den diesmal möglichen Aufstieg in die Kreisliga.

Im grenzenlosen Jubel auf dem Platz musste Trainer Thomas Boseck über sich ergehen lassen, von Gerit WöhI mit Sekt geduscht zu werden. Ungläubig, fast sprachlos, von Glückwunschbekundungen umgeben, zeigte sich der FT-Betreuer, der nach kurzer Besinnung registrierte: “Es ist heute eine ganz große Stunde für den Verein. Die größte Anerkennung gebührt zweifellos Thomas Boseck, der die Mannschaft formte und sie zu einem beständigen Erfolgsteam ausbaute.

Denn dieses Bild hat sich eindeutig verfestigt: Kein Team in dieser Staffel hat einen so eindrucksvollen Lauf wie die Turner. Deren Erfolgsbilanz dieses Spieljahres kann sich sehen lassen: Seit November 1999 sind die “Weißen“ in 14 Spielen ungeschlagen.

Kampf, Konzentration von der ersten bis zur letzten Minute hatte der Turner-Coach als Marschroute von seiner Elf nochmals gefordert. Doch der Hauch vom großen FT-Fußball war am Sonntag im Norden Braunschweigs nicht zu spüren. So weit von gutem oder gar die Zuschauer begeisterndem Niveau wie diesmal waren Hajo van Dieken u. Co in letzter Zeit kaum entfernt gewesen. “Vorboten des Sommerfußballs“, nannte der Betreuer die keineswegs berauschenden Leistungen seiner Mannschaft.

Freilich führte Thomas Boseck Entschuldigungsgründe ins Feld, die auch von den strengsten Kritikern nicht einfach vom Tisch gefegt werden können: Nervosität hatte sich bei vielen Akteuren breit gemacht. Sie glichen von Examensnöten befallene Schüler.

Die Höhenluft, die die Prinzenpark-Sportler nun schon seit 18. 09. 1999 schnuppern ‚ hat sich in der Stunde der Entscheidung doch noch lähmend auf sie ausgewirkt. Dennoch geht der Erfolg der Gäste, der nach Treffern von Jörg Elmenthaler (26., 44.) und Hajo van Dieken (31.) schon zur Pause feststand, in Ordnung und hätte angesichts einer erquicklichen Zahl weiterer guter Möglichkeiten durch Gerit Wöhl (5.), Jörg Elmenthaler (20., 38., 65., 66., 75.), Hajo van Dieken (30.), Marco Sieveke (32., 67.) und Martin Kruse (57.) noch weitaus klarer ausfallen können. “Solche Überlegungen sollten heute Nebensache bleiben, denn wir haben vorzeitig den sportlichen Aufstieg in die attraktive höchste Spielklasse auf Kreisebene geschafft“, urteilte ein von Glückswogen erfaßter Trainer Thomas Boseck.

So wurde aus dem bedeutungsvollen Spiel nur ein Spielchen. Oft wurde aneinander vorbei gespielt. Oft fehlte es der Mannschaft an geistiger und physischer Elastizität, um schnell die Szenerie zu verlagern. Vieles sah zu zaudernd aus. Zerfahrenheit blieb Trumpf. Das belegen Szenen, in denen der Ehrentreffer der Gastgeber in der 71. Minute fiel und in denen den Olympianern in der 22. und 55. Minute gute Torgelegenheiten von den Weißen zugeschanzt worden waren.

Hin und wieder einige gefällige Kombinationen - das war eigentlich schon alles. Hinzu kamen noch gute Leistungen einzelner Akteure, wie beispielsweise von Marc Helms mit tollen Reaktionen in der 12. und 77. Minute sowie von Stefan Niehe, der sich zu einem Spieler etabliert hat, dessen feste Größe zum Bestandteil der Mannschaft gehört. Aber sonst?

3 Gewinn-Punkte am 28. Mai, 10 Uhr bei Süd II sollen ein gutes Stimmungsklima für das sensationelle Pokalfinale gegen Olympia I am Himmelfahrtstag, 10 Uhr in Querum schaffen.

Aufstellung:

Helms - Strasdat - Kruse (58. Kolodziej), Dr. Niehe - Walz (46. Frambourg), Männer, Sieveke - van Dieken (46. Greiner), Elmenthaler - Wöhl, Schrammek.

Gerd Kuntze