Chronik der Dritten Mannschaft
10. Januar 2005
Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern. Getreu diesem Motto sollen die zurückliegenden 40 Jahre der III. Mannschaft chronographisch aufgezeichnet werden.
Ausgehend von der erzielten Meisterschaft 1965 in der 2. Kreisklasse erhielt seinerzeit die V. Mannschaft den Auftrag, im Verein an die Stelle der bisherigen „Dritten“ in der Kreisklasse A, der heutigen Kreisliga, zu treten, was schließlich bedeutete, dass die 1. Kreisklasse, zu der die „Fünfte“ den Aufstieg geschafft hatte, übersprungen wurde. Die Vereinsspielleitung wollte damit dem dauernden Abstiegskampf in der Kreisklasse A ein Ende setzen. Sportlich gesehen gelang diese Maßnahme. Die neue III. Mannschaft konnte den Verein in der höchsten Spielklasse auf Kreisebene würdiger vertreten, zierte sogar einmal den Tabellengipfel (17. 9. 1965). Überschattet wurde jene Saison am Ende durch den Bezirksklassen-Abstieg der II. Mannschaft mit der Auswirkung, dass die „Dritte“ als Tabellenzehnter mit einem 15-Punkte-Abstand zu den Abstiegsplätzen die Kreisklasse A 1965/66 verlassen musste.
So beeindruckend sich anschließend die Statistiken der Jahre 1966 - 1971 lesen, so bitter enttäuschend sah in den folgenden Jahren die sportliche Realität aus. Das Desaster begann 1971/72, wo Niederlage auf Niederlage folgte. Mit großem personellen Aufwand wurde Pfingsten 1972 am vorletzten Spieltag mit einem 4 : 3 - Sieg nach 2 : 3 Rückstand auf der Kälberwiese gegen Broitzem I der reifende 14. Rang der damaligen eingleisigen 1. Kreisklasse noch erreicht. Eine Saison später war die Situation ähnlich. Auch hier konnte ein Sturzflug in die Zweitklassigkeit in der Schlussphase vermieden werden.
Bessere Fußballzeiten folgten in den Jahren 1974 bis 1979 mit durchweg guten Mittelfeldplätzen. 1980 wurde Herbert Wronski, ein Dipl. Psychologe, zum ersten offiziellen Trainer berufen, nachdem in den sechziger und siebziger Jahren auf diesem Sektor mannschaftinterne Regelungen galten. Herbert Wronskis Engagement währte berufsbedingt nur zwei Spielzeiten. Danach stellten sich Spieler wie Lorenz Kunze, Rüdiger Czubba, Wolfgang Schaper, Siegfried Heffter und Uwe Naue für die technische Leitung der Mannschaft zur Verfügung. Und 1980 bekam FTB III ein völlig neues Gesicht. Die als „Studenten-Elf‘ bezeichnete IV. Mannschaft in der 2. Kreisklasse rückte in kompletter Besetzung auf und errang die Meisterschaft-1984 in der 1. Kreisklasse. Im darauf folgenden Spieljahr schwammen die Turner wieder oben auf der Welle (Meisterschaft-1985 ) - einer Meisterschafts-Woge in ihrer Staffel, konnten aber wegen der FT II - Kreisliga-Zugehörigkeit nicht aufsteigen.
Doch nichts im Sport ist beständiger als der Wechsel von Erfolg und Niederlage. Von diesem Wechselspiel, vom unerwartet eintretenden Ereignis lebt der Fußball, dessen Resultate nicht programmierbar sind. Ergebnisse beruhen häufig auf Gesetzen, die mit Zufälligkeiten gekoppelt sind, weil Fußball nicht Computer spielen, sondern Menschen, in deren Leistungen sich auch Fehler und Mängel einschleichen, die ein Abgleiten in die Niederungen der Tabellen von 1988 - 1990/91 mit z. T. erbitterten Abstiegskämpfen zur Folge hatten. Nach vierjähriger Trainer-Abstinenz begann 1991 die Ära Klaus Schmidt. Unter seiner Regie bis 1996/97 gab es wieder sorgenfreie Saison-Abschlüsse von Rang 4 bis 8.
Das Spieljahr 1999/2000 ist in der Vereinsgeschichte als eines der denkwürdigsten archiviert worden. In dieser Saison errang die „Dritte“ ihren größten Triumph, wurde nicht nur Staffelmeister-2000 und Aufsteiger zur Kreisliga, sondern auch noch Endspiel-Teilnehmer im Kreispokal - ein Erfolgsgefühl, das man zuvor nie gekannt hatte. Auch wenn der ganz große Coup im Kreispokal-Finale am 1. 6. 2000 in Querum gegen Olympia I ausblieb, konnte die III. Mannschaft in fünf Runden, wo sie selbst renommierte Kreisligisten Schapen, Kralenriede und Vahdet ausgebootet hatte, für Furore sorgen. Die Voraussetzungen zu solcher ertragsreichen Arbeit mussten erst einmal geschaffen werden. So trugen diese Erfolge eindeutig die Handschrift des Trainers Thomas Boseck, der seit 1997/98 aus der Elf ein Meister-Ensemble formte.
Mit einem weiteren besonderen Etikett in der FT-Chronik wurden die Prinzenpark-Fußballer versehen. Sie erlangten 2001 beim „VGH-Fairness-Cup“ des NFV einen Medaillenrang. In diesem als Deutschlands größten Fair-Play-Wettbewerb wurden sie nach Auswertung der 1241 niedersächsischen Mannschaften aus 83 Spielklassen von der 1. Bundesliga bis zu den Kreisligen Niedersachsens zweitbestes Team.
Der Glanz des Meisterschaftsjahres war in der Kreisliga rasch verflogen. Das Ziel drin zu bleiben, konnte nur im Jahr eins nach dem Aufstieg erreicht werden. Rückschläge bildeten in der anspruchsvolleren Umgebung Bestandteil der Normalität. Für die Kicker um Trainer Volker Beranek - seit 2001 im Amt - war die Kreisliga eine Nummer zu groß. Die Gefahr des sportlichen Niedergangs wuchs von Spiel zu Spiel. Ohne personelle Verstärkung ließ sich die Liga nicht mehr halten. So wurde das Kapitel Kreisliga 2002 wieder beendet. Eine Etage tiefer folgte einem 5. Rang ein 3. Tabellenplatz unter Spielertrainer Gerald Männer, dessen Amtszeit nur zwölf Monate dauerte, in der Saison 2003/04, wo die Turner ganz oben entscheidende Mitbestimmung ausübten.
Von der Zukunft zu reden, ist schön und gut. Doch wichtiger ist es, etwas mit der Gegenwart anfangen zu können. Und da hieß es für den erst 27-jährigen neuen Trainer Sascha Schnelle und für sein inzwischen auf 22 Spieler reduziertes und stark verjüngtes Team mit einem Altersdurchschnitt von 26 statt bisher 32 Jahren den aktuellen 2. Tabellenplatz zu behaupten, möglichst noch zu verbessern. Eine Messlatte, die sehr hoch angelegt war.
Mit hohen Erwartungen ist die III. Mannschaft in die zweite Hälfte des Spieljahres 2004/05 gestartet. Als am 29. Mai 2005 Schiedsrichter Bernhard Lengsfeld (Dibbesdorf) um 16.44 Uhr die letzte Partie der Saison abpfiff, fiel die Anspannung, war die Staffelmeisterschaft perfekt. Ein tosender Jubelsturm brach auf dem B-Platz los. Andre Kucharski hatte zuvor mit seinem Tor in der 23. Minute gegen Lehndorf II seine Elf nach dreijährigem Zwischenaufenthalt in der 1. Kreisklasse wieder in die Kreisliga geschossen. Trainer-Debütant Sascha Schnelle formte ein Meister-Ensemble, das in den entscheidenden Stunden starke Nerven und Moral behielt.
Im folgenden Kreisliga-Jahr 2005/06 war einzige Zielsetzung der Klassenerhalt. Der konnte drei Spieltage vor dem Ende auch erreicht werden, wenngleich 2/3 (16) von 24 Wettkämpfen verloren gingen. Zu groß war die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Leistungsvermögen der Vereins-Neulinge.
Mit Ach und Krach rettete sich die III. Mannschaft, die 2006/07 gerademal am zwei Punkte entfernten Abgrund vorbei geschrammt war. Mit nur 8 mageren Zählern nach der Winterpause wurden die Turner schlechtestes Rückrunden-Team der Kreisliga. So desaströs verlief seit vielen Jahren keine Halbserie bei der "Dritten". Zu wenige vom kickenden Personal bewiesen da Kreisliga-Tauglichkeit.
Nun schon zum dritten Mal hintereinander belegten die FT-Fußballer beim Abschluss Rang 10: 2007/08 mit einem 8-Punkte-Vorsprung auf den vierten Abstiegsplatz in einer Saison, die einer Achterbahnfahrt glich, bei der mehreren erfolgreichen Abschnitten immer wieder Niederlagen-Serien folgten. Auch im achten Jahr nach dem Finaleinzug im Kreispokal gab es wie stets ein vorzeitiges Ausscheiden nach der 1. Runde bzw. vor dem Achtelfinale. Ganz anders dagegen die Bilanz im Fairness-Bereich: In allen drei KL-Spieljahren zeichnete sich FTB III als fairste Mannschaft mit 1,50, 1,70 und zuletzt sogar mit 1,37 Quot. deutlich vor der Konkurrenz aus. Nach dem familiär - und berufsbedingten Rückzug von Sascha Schnelle nach vierjähriger erfolgreicher Trainer-Tätigkeit hatte der bisherige Co-Trainer der II. Mannschaft Benjamin Ben Mohamed die sportliche Leitung der "Dritten" ab 2008/09 übernommen. Dem neuen Coach fiel nun die Aufgabe zu, nach 7 Abgängen und Aufnahme von jeweils 3 Spielern von der "Zweiten" und den A-Junioren sowie mit weiteren Neuzugängen und dem 10er Restkader eine schlagkräftige Formation zusammenzustellen, um auch weiterhin dem Verein die höchste Spielklasse auf Kreisebene zu erhalten.
Die Hinrunde begann mit einer Pleitenserie und sorgte für Schlagzeilen seltener Art. In den ersten fünf Spielen wurde kein einziges Tor erzielt, ein seinerzeit einmaliges Ereignis in der lokalen Fußballszene. Die hohem Erwartungen der Neuzugänge erfüllten sich nicht. So herrschte eine Riesenkluft zwischen Anspruch und Realität. Ganze 9 Punkte standen bei „Halbzeit" zu Buche. Mit dem Einsatz von 16 Spielern der "Ersten" und "Zweiten" sowie A-Junioren wurden in der Rückrunde noch 20 Punkte erkämpft, die mit dem 12. Tabellenrang am Ende die Abstiegssorgen noch rechtzeitig verscheucht hatten. Nach fünfmaliger Fairness-Auszeichnung in den vergangenen Jahren haben 56 Verwarnungen, einmal Gelb/Rot und 3 Hinausstellungen 2009 der Mannschaft einen schweren Imageverlust zugefügt.
2009/10 war die Saison mit der besten Platzierung in siebenjähriger Kreisliga-Zugehörigkeit: Rang 5 - nur einen Zähler hinter dem "Vierten" und fünf Punkte Vorsprung vor dem "Sechsten" - ,42 Punkte - 13 mehr als vor einem Jahr- und 71 Tore - die zweitmeisten in der Liga. Eine Bilanz, die die Blickrichtung in untere Gefilde entbehrlich machte.
2009/10 brach mit 58 den bisherigen Rekord an Spielereinsätzen von 55 (1997/98). Am 21. 3. 2010 konnte Mannschaftskapitän Martin Kruse ein stolzes Jubiläum anlässlich seines 400. Punktspieleinsatzes in der "Dritten" seit 1989 mit vielen Weggefährten vergangener Zeiten feiern.
2. 6. 2011, Sportplatz Rühme: Die Atmosphäre glich dort beim Krombacher- Kreispokal-Finale zwischen dem Liga "Sechsten" Freie Turner III und dem Tabellennachbarn Kralenriede I jener bei einem Volksfest. Nach einem Pokalfight voller Rasse und Klasse mit 5 Treffern und bis zum Schluss anhaltender, erregender Spannung, die im 3 : 2 - Erfolg für die Braun-Weißen gipfelte, brach grenzenloser Jubel um den Titelgewinn aus. Dieser Triumph einer dritten Turnermannschaft geht in die Vereinsgeschichte ein. Auch das bravouröse Abschneiden in der Punktrunde 2010/11 mit 47 Zählern war verbunden mit einem Anstieg des sportlichen Leistungsniveaus. Jede Serie geht doch einmal zu Ende - so auch der Polonia-Fluch. Am 29. 5. 2011 gelang es der Mannschaft, im 14. Anlauf mit einem 3 : 1 - Heimsieg ihre Schmach über Polonia zu tilgen.
So großartig die fußballerischen Erfolge in jenem Jahr auch waren, so unbegreiflich schien es, dass am Ende Zerfallerscheinungen des Teams eine dramatische Zuspitzung der personellen Lage bewirkt hatten. Der zwar frühzeitig angekündigte Rückzug des Trainers Benjamin Ben Mohamed zum Saisonschluss hatte offenbar Dissonanzen freigeschaufelt, die den Abgang von 16 Spielern des 23er Kaders zur Folge hatten.
Nach totalem Umbruch mit 14 Zugängen aus eigenem Spiel betrieb sowie von anderen Vereinen und nach schwierigen Bemühungen um die Trainernachfolge wurde mit Frank Ruthmann als 16. Coach der III. Mannschaft ein Neuaufbau erarbeitet, der schon in der Anfangsphase 2011/12 deutlich machte, dass das vorhandene Leistungsvermögen den Kreisliga-Anforderungen nicht genügen würde und Verstärkungen aus höher spielenden Vereinsmannschaften für den Klassenerhalt notwendig sind.
Die Bilanz der 1. Halbserie war schlecht. Nur 7 Punkte schaffte das neue Team, überwinterte auf dem letzten Tabellenplatz und bekam zu spüren, wie schwer es ist, die bedrohliche Situation zu beseitigen. Einen ersten Hinweis auf eine leichte Besserung brachten die beiden letzten Begegnungen des Jahres 2011 mit den Unentschieden im Westpark und Heidberg - wenn auch nur mit kleinen Schritten.
Es gehört zu den Aufgaben der Mannschaftsverantwortlichen, ein Klima der Zuversicht herzustellen, ohne dabei die Tatbestände zu verharmlosen. Erfolge gelingen nicht durch Wünsche, sondern durch Leistungen. Und die sollten erbracht werden, um in den Monaten März bis Juni 2012 dem Abstieg aus der Kreisliga noch zu entkommen, was am Ende jedoch nicht ausreichte.
Nach dem zweiten Abstieg aus der Kreisliga im Jahre 2012, der Auflösung des restlichen Liga-Kaders und dem Rückzug von Frank Ruthmann übernahm zunächst Marcel Miska die sportliche Leitung einer neuformierten Mannschaft, bestehend aus Akteuren der ehemaligen “Fünften“ und einigen Neuzugängen. Schon früh zeitig musste der neue Coach erkennen, dass mit diesem Personal das Anforderungsprofil der 1. Kreisklasse nicht erbracht werden kann. Die Mannschaft rutschte in den Tabellenkeller ab. Es bahnte sich eine sportliche Krise an. Bereits Anfang Oktober 2012 trat Hendrik Ruppert als 18, Trainer der “Dritten“ die Nachfolge des aus beruflichen Gründen ausgeschiedenen Marcel Miska an.
Zu Beginn der Rückrunde konnte auf Betreuerebene Lutz Pfeiffer als Co-Trainer gewonnen werden, der gute Kontakte zu den 2 A-Junioren hatte. 76 Spieler-Einsätze übertrafen den Vorjahresrekord von 63 nochmals deutlich. Durch diese große Personalzufuhr waren Hilfsaktionen in Anspruch genommen worden, die am Schluss mit 23 Punkten den 11. Tabellenplatz und damit den Klassenerhalt gesichert hatten.
In eine bessere, sorgenfreiere Zukunft wurde im August 2013 gestartet. Dank tatkräftiger Unterstützung aus dem Oberliga-Team konnte eine erstaunliche Erfolgsserie hingelegt werden, die mit vorderen Plätzen belohnt wurde. Solcher Zufriedenheit stand jedoch das Dauerproblem der Besetzung des TW-Postens gegenüber. Der etatmäßige Keeper Oliver Kempf stand lediglich achtmal zur Verfügung. In zwölf Fällen haben Torleute aus anderen Mannschaften ausgeholfen. In vier Spielen mussten Feldspieler des eigenen Teams im Tor stehen.
Die Rekordmarke von 76 Spielereinsätzen hatte sich in dieser Saison auf 47 verringert. Dagegen stieg die Zahl verletzungsbedingter Ausfälle enorm an. Und dennoch war es Maximilian Pätzold, der in nur 16 Auftritten mit 13 Treffern mit weitem Abstand Torschützenkönig der “Dritten“ geworden ist. Nach 2008 sind die Braun-Weißen 2014 in der Fairness-Aktion wieder als bestes Team der 1. Kreisklasse hervorgegangen. Dass sich Leistungs-Höhen und -Tiefen im Mannschaftssport miteinander balgen, gehört mit zu dessen Kennzeichen. Doch blieb als wichtigste Erkenntnis: FTB III gelang 2013/14 eine Statuskorrektur.
Gerd Kuntze